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Die Reise-Influencerin @gringerliner im Interview
Wie wird man Reise-Influencerin und was sollte man zu diesem Berufsbild generell wissen? Hierzu haben wir @gringerliner befragt.
Rückblickend betrachtet: Wie verlief deine Berufsorientierung?
Ich habe sehr viele Praktika und Ferienjobs gemacht. Bis zu meinem Abitur hatte ich insgesamt in 20 Berufe hineingeschnuppert und konnte dadurch viel ausschließen. Ich habe jahrelang jedes Wochenende und jede Ferien gearbeitet. So wusste ich früh, welche Dinge ich nie machen wollte. Mein Interesse lag immer bei Psychologie, Innenarchitektur oder Schauspielerei. Ich habe in all diesen Bereichen Praktika gemacht, aber mir war immer klar, dass ich niemals angestellt sein möchte.
Wie verlief dein beruflicher Weg nach der Schulzeit?
Wie gesagt, ich habe schon während der Schulzeit viel gearbeitet, in jeder freien Minute – an jedem Wochenende und in allen Ferien. Dadurch hatte ich beruflich schon mehr Erfahrung gesammelt als viele andere in meinem Alter, sodass ich nach dem Abitur erstmal eine Pause vom Arbeiten wollte. Ich habe noch drei Monate in einem Supermarkt gejobbt und bin dann direkt auf Weltreise gegangen. Mein Hobby wurde quasi zur Arbeit: Meine Freizeit bestand aus stundenlangem Filmen und Videoschneiden. Auf meiner Reise habe ich nebenbei in Cafés, Restaurants, Bars, auf einem Kreuzfahrtschiff, als Nanny, Social Media Managerin, Künstlerin und in einem Skigebiet am Skilift gearbeitet. Ab 2024 verschob sich mein Fokus komplett auf Social Media sowie meine Retreat-Firma, Speaker-Auftritte, Podcasts und andere Projekte, die mittlerweile meine gesamte Zeit und Priorität beanspruchen.
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Welches Wissen aus deiner Schulzeit hilft dir aktuell bei deinem Weg (auf Reisen, als Influencerin)?
Alles, was Social Media oder technische Dinge betrifft – eigentlich nichts. Ich war auf einem beruflichen Gymnasium, wo ich viel über Marketing und Photoshop gelernt habe, aber das brauche ich kaum. Ich designe keine Flyer, ich programmiere keine HTML-Webseiten, und Fotos habe ich schon vorher gemacht. Es war zwar interessant, das mal zu lernen, aber mein Fokus lag schon immer auf Videos, Schnitt, Fotografie und Entertainment vor der Kamera. Was mir wirklich geholfen hat, war der Umgang mit den Meinungen anderer, die ich in der Schulzeit oft als negativ empfunden habe. Heute kann ich darüber stehen und es hat mich stärker gemacht.
Welche (beruflichen) Kompetenzen benötigt man auf Reisen und als digitale Influencerin?
Man braucht extrem viel Disziplin: zum Beispiel den ganzen Tag auf einer Fähre unterwegs sein, mit Jetlag ankommen und trotzdem noch aktiv auf Social Media sein. Zeitmanagement ist ebenfalls essenziell, genauso wie Selbstbewusstsein und die Fähigkeit, überall zu filmen, ohne sich dabei zu schämen. Außerdem braucht man Selbstvertrauen, um die eigenen Inhalte hochzuladen, und Durchhaltevermögen. Ich bin zum Beispiel zwei Jahre lang regelmäßig um 2:00 oder 4:00 Uhr morgens aufgestanden, wegen der Zeitverschiebung, um zur optimalen Zeit für Deutschland zu posten, während ich auf den Philippinen oder in Neuseeland gelebt habe.
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Reise-Influencerin ist ein angesagter Beruf: Was sind aus deiner Sicht jedoch auch die Schattenseiten?
Während alle anderen nach einer Bootstour gemütlich zusammensitzen, bist du im Zimmer und schneidest Videos. Social Media allgemein kann psychischen Stress auslösen, weil man ständig posten muss – sonst „bestraft“ der Algorithmus einen. Zwei Jahre lang bestand mein Alltag aus Reisen am Tag und nächtelanger Arbeit: keine Wochenenden, keine Ferien. Das war extrem anstrengend und belastend.
Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bzw. Alltag bei dir aus?
Das kommt darauf an, wo ich gerade bin. Wenn ich reise, bin ich unterwegs, filme alles – ob in der Bahn, im Bus oder im Flieger. Danach sortiere ich die Aufnahmen, schneide Videos, lade sie hoch und schreibe Konzepte. Bei Aktivitäten filme ich alles, was interessant ist. Ein Beispiel: Während einer vierwöchigen Wanderung durch England, bei der ich im Zelt geschlafen habe, sah mein Alltag so aus: 6:00 Uhr aufstehen, 30 km laufen, unterwegs Vlogs filmen, nachmittags im nächsten Ort ankommen, eine Steckdose und WLAN in einem Café suchen, dort bis abends Videos schneiden und das Skript für ein zusammenfassendes Video schreiben, anschließend das Video drehen, schneiden, planen, einen Campingplatz suchen und schlafen. Es war ein Mix aus 50 % Reisen und 50 % Arbeiten.
Wenn ich an einem festen Ort bin, wie jetzt auf Lombok, stehe ich morgens auf, mache Sport, frühstücke und setze mich von 9:00 bis 20:00 Uhr in ein Café, um an meinen Projekten zu arbeiten. Danach treffe ich Freunde oder gehe schlafen. Manchmal vermeide ich es, den ganzen Tag im Café zu sitzen, und mache stattdessen Dinge wie Strandbesuche oder Wanderungen. Dafür arbeite ich dann abends, oft von 18:00 Uhr bis 4:00 Uhr morgens.
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Glaubst du, dass der Beruf Reise-Influencerin auch in 10 Jahren in gleicher Weise lohnenswert ist?
Das ist schwer einzuschätzen. Menschen werden aber immer reisen wollen, und die Welt zu entdecken bleibt ein Trend. Ich denke, Reisen wird sogar noch populärer, vor allem, da immer mehr Frauen sich trauen, alleine loszuziehen. Daher denke ich, dass dieser Beruf auch in Zukunft Potenzial haben wird.
Welche generellen Tipps würdest du jungen Menschen bei ihrer Berufsorientierung geben?
Probiert so viel wie möglich aus, um herauszufinden, was ihr nicht wollt. Wenn ihr etwas anfängt, das euch nicht gefällt, habt keine Angst, es abzubrechen und etwas Neues zu suchen. Ein Job muss Spaß machen! Lasst euch nicht stressen von Leuten, die erwarten, dass ihr sofort wisst, was ihr wollt. Ihr seid noch jung, und es ist völlig okay, Zeit zu brauchen. Wir entwickeln uns alle ständig weiter, und es ist verrückt, sich so früh festlegen zu müssen. Also nehmt euch Zeit! Und wenn ihr zwischendurch jobben, an euren Träumen arbeiten oder reisen wollt – macht es! Irgendwann werdet ihr die Richtung finden, die zu euch passt.
Veröffentlicht am 20.12.2024
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