Ein Fotograf im Interview

Wie wird man Fotograf bzw. Fotografin? Wir beispielhaft einen Berliner Fotografen hierzu befragt und erkundet, wie sein Weg der beruflichen Orientierung ablief. Wir haben das Interview in schriftlicher Form geführt. Die Formulierungen von Antonius vermitteln in authentischer Weise seine Arbeitswelt.

Lieber Antonius, wie verlief dein beruflicher Weg zum Fotografen?

Vorab: Fotograf/Fotografin ist ein geschützter Begriff (weil Lehrberuf). Menschen, die sich, wie ich, als Autodidakten in diesem Metier bewegen, tun dies als Visual Artist oder Photodesigner oder Kunst-Fotograf. Ich hatte seinerzeit das große Glück in meinen Anfängen zwei Top-Mentoren in NYC und Berlin zu haben, (Henry Ries und Max Jacoby), beides Emigranten, die Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus in die USA, bzw. nach Argentinien fliehen mussten. Ries blieb in NYC, Jacoby kehrte in den 50er Jahren in die Bundesrepublik zurück. Beide forderten ein hartes Erarbeiten durch alle Genres der Fotografie. Es gab Tränen, Flüche und auch den Gedanken an die Aufgabe. Sie waren jedoch väterliche Freunde mit Hingabe und Ethos. Ich denke an beide in großer Dankbarkeit! Heute hat sich mein Arbeitsbereich sehr verbreitert. Es geht u. a. um konzeptionelles Arbeiten, Artdirection, Workshops, Festivals, Salons, Bildbearbeitung, Video, Sounddesign, Ausstellungen (inter)-national, etc.

Welche Ratschläge kannst du Nachwuchs-Fotografen/Fotografinnen geben?

Jeder, der sich für diesen Beruf und hoffentlich auch Passion, entscheidet, sollte für eine umfassende Diversifikation Sorge tragen. Auch sollte eine Evaluierung der eigenen Leistung im Becken der Mitschwimmer Platz finden. Bin ich spezifiziert auf ein Genre oder Kunstfotograf? Wo befinde ich mich im Netz der sozialen Medien? Hinzu kommt eine Kontaktaufnahme zu Galerien und Bildagenturen: Es gilt, deren Bewertung zu akzeptieren oder zu ignorieren und andere Bewertungen der eigenen Werke zu suchen. Als “freier Visual Artist" gibt es keine Alltäglichkeiten oder Schemata. Selbstmarketing gehört in jedem Fall dazu. Präsenz zeigen und vor allem EIGENE Themen finden und visualisieren. Das ist sicherlich alles wichtig.

Wie prägt die Digitalisierung das aktuelle Berufsbild?

Mit der Digitalisierung hat die Fotografie Ihren Nimbus verloren. Smartphones und Digital-Kameras können jedem und jeder den Status eines Fotografen bzw. Fotografin "verleihen". Filter, Grafik-, Fotobearbeitungsprogrammen und vor allem neueste KI (künstliche Intelligenz) "kreieren" scheinbar professionelle Bildwerke. Was bleibt ergo? Das ist die große Frage. Meine Antwort geht ungefähr in diese Richtung: Mit (menschlicher) Intelligenz und der potentiellen Fähigkeit zum kreativem Denken und Handeln... Let´s go for it!!

Veröffentlicht am 30.06.2023


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